Joseph

Hallo, ich heiße Tom und bin 16 Jahre alt. Ich habe jemanden umgebracht. Einen alten Mann, Joseph hieß der. Er wohnte drei Häuserblocks von hier entfernt. Als ich 14 Jahre alt war, bin ich mit meiner Gang in sein Haus eingebrochen. Gang... Blöder Name für einen Haufen Idioten die nur Scheiße bauen und sich dabei auch noch erwischen lassen. Denn gerade als wir das Bargeld in einer Kaffedose gefunden hatten, kam der Alte nach Hause. Instinktiv griff ich mir das erste was ich finden konnte, eine kleine Porzellanvase. Damit stellte ich mich neben die Tür, die gerade aufgeschlossen wurde. Und sobald der Mann eintrat zog ich ihm die Vase über den Schädel. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, während er sich an die Platzwunde an seiner Stirn griff. Dann fiel er rückwärts die Stufen zu seiner Haustür hinunter und blieb reglos unten liegen. Mittlerweile standen alle meine Kumpel hinter mir und rannten so schnell sie konnten weg. Ich überlegte einen Notarzt zu rufen, doch ich hatte zu viel Angst erwischt zu werden, also rannte ich meiner Gang hinterher. Erstaunlicherweise habe ich nie Besuch von der Polizei bekommen. Die sahen den Tod nämlich als Unfall, dachten der alte Sack hätte auf seiner Treppe das Gleichgewicht verloren. Wie schusselig die Beamten doch waren.. Die Vase lag jedenfalls noch mitsamt meiner Fingerabdrücke da. Unliebsamen Besuch bekam ich jedoch von einer ganz anderen Person. Joseph ganz persönlich. Erst begnügte er sich ein paar Monate lang damit, in meinen Albträumen rumzuspuken, doch dann eines Tages tauchte er wahrhaftig in meinem eigenem Zimmer auf! Man konnte durch ihn hindurchsehen, er war so transparent wie man sich den Geist eines Toten vorstellt, aber ansonsten unterschied ihn nur die riesige Platzwunde an der Stirn, die noch weiter gewachsen zu sein schien, von dem Mann, der jahrelang in meiner Nachbarschaft gewohnt hatte. Er sagte nichts außer "Du wirst für meinen Tod bezahlen". Dann verschwand er so plötzlich wie er aufgetaucht war. Ich hätte das für eine reine Einbildung gehalten, doch sowohl die Tatsache, dass er schon seit Monaten in meinen Albträumen herumgeisterte und Morddrohungen aussprach, als auch etwas anderes in meinem Kopf ließ mich sicher sein, dass dies gerade wirklich geschehen war. Ich lief schnell zu meiner Zimmertür und wollte sie abschließen, doch ich hielt mitten in der Bewegung inne, da mir einfiel, dass Joseph ja eben auch nicht durch die Tür gekommen war. Das war beunruhigend, denn das bedeutete, dass ich nirgendwo Ruhe vor ihm haben würde, bis ich tot sei. Ich ging in die Küche und aß noch etwas, dann ging ich wieder in mein Zimmer und verabredete mich mit meiner Freundin für den nächsten Tag, bevor ich mich ins Bett legte und darauf wartete, dass Joseph mir in einem weiteren Albtraum Angst einjagte. Doch dieser Traum war anders. Ich sah nicht wie erwartet den Alten, sondern meine Freundin. Sie lag blutverschmiert auf dem Boden in ihrem Zimmer und ein großes Messer steckte in ihrer Brust. Als ich aufwachte ging es mir eigentlich ziemlich gut. Die Sonne schien an diesem traumhaften Samstag und ich war ausnahmsweise mal ausgeschlafen. Gut gelaunt frühstückte ich und zog mich an. Dann wartete ich darauf dass Laura, so heißt meine Freundin, mich abholte. Sie legte sehr viel Wert auf Pünktlichkeit und daher war ich verwundert als sie fünf Minuten nach 12 Uhr noch nicht da war. Ich wartete. 12:15. Eine viertel Stunde zu spät.. wo blieb sie nur? Als ich bei ihr Zuhause anrief, nahm niemand ab. Also blieb mir nichts anderes übrig als weiter zu warten. 12:30.. Mich traf die Erkenntnis wie ein Schlag.. Ich sprang auf und riss mein Fahrrad aus der Garage. So schnell ich konnte trat ich in die Pedalen und war fünf Minuten später vor ihrer Haustür angelangt. Ich verschwendete keine Zeit mit klingeln, sondern schloss die Tür eilig auf und stürmte in die Wohnung. Ich riss die Tür zu ihrem Zimmer auf und fand das, was ich erwartet hatte. Meine Freundin lag auf dem Boden. Tot und mit einem Messer in der Brust, die Augen erschrocken aufgerissen und den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Ich weiß nicht mehr, was ich in diesem Augenblick dachte. Ich hatte so unendlich viele Gedanken. Oder vielleicht war es kein einziger, es machte in dem Moment keinen Unterschied. Jedenfalls war das Einzige was ich tun konnte nach Hause zu fahren. Dort angekommen schmiss ich mich aufs Bett und weinte. Meine Freundin war wegen mir gestorben! Ich wollte gerade meine beste Freundin anrufen, als ich erschrocken inne hielt. Da war etwas unten an der Tür! Ein Kratzen. "Joseph" schoss es mir durch den Kopf. Ich zog mir die Decke über den Kopf und erwartete, das er in mein Zimmer kam, doch das passierte nicht. Er wollte mich nicht erlösen. Er wollte mir noch mehr Angst machen. Mit heiserer Stimme hörte ich ihn von unten rufen:"Morgen werde ich mich an dir Rächen!" Dann war Ruhe. Natürlich konnte ich in dieser Nacht nicht schlafen und so wachte ich am nächsten Morgen völlig übermüdet auf. Aber das war ja egal, ich würde ja sowieso heute sterben. Es war windig und kalt draußen. Unten hörte ich eine Tür zuschlagen. Ich horchte auf. Ein Fenster quietschte und ein Baum schlug mit seinen Ästen dagegen. Mir stockte der Atem. Hier gibt es weit und breit keinen Baum, dachte ich. Joseph ist da! Schritte auf der Treppe. Ich versteckte mich unter meinem Bett. Eine Tür wurde aufgerissen und wieder zugeschlagen. "Wo bist du, Mörder?", hörte ich seine heisere Stimme. Wieder öffnete er eine Tür. Aber dieses Mal war es die Tür zu MEINEM Zimmer. Er schloss sie hinter sich ab und sah sich im Zimmer um. Er schaute in meinem Schrank nach und als er mich dort nicht fand kam er langsam auf mein Bett zu. In seiner rechten Hand blitzte ein Messer. Ich drückte mich näher an die Wand. Er bückte sich und grinste mich mit hasserfüllten Augen an. Gewaltsam zog er mich unter meinem Bett hervor. "So, jetzt haben wir mal ein bisschen Spaß", sagte er. Er stach mir das Messer ins Bein und ich schrie vor Schmerz. Ich musste weg, aber wie? Laufen war jedenfalls keine Option mehr.

Als er sich gerade wegdrehte, krabbelte ich zum Fenster und versuchte es zu öffnen. Ich zog mich an der Fensterbank hoch, doch als ich gerade springen wollte, zog Joseph mich brutal runter und schmiss mich auf den Boden. Er zerkratze mein Gesicht mit seinem Messer und stach es mir einige Male in den Bauch. Dann zog er mich hoch und hielt mich mit einer Hand fest, damit ich nicht hinfiel. In der anderen hielt er eine Porzellanvase. DIE Porzellanvase. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht sein eigenes Blut abzuwischen. Jetzt hob er sie hoch und ließ sie dann auf meinem Kopf zerschellen. Ich sank regungslos zu Boden. Joseph grinste schrecklich bevor er er sich in Rauch auflöste.

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